Kino immer anders


In einem grauen Paris wuseln unzählige kuriose Gestalten zwischen identischen Gebäuden herum. Eine Herde amerikanischer Touristen wird von Attraktion zu Attraktion geführt, während Büro- und Serviceangestellte sich im geordneten Chaos zerstreuen. Mittendrin ist der tollpatschige und eigentümliche Monsieur Hulot. Mit Hut, Schirm und Pfeife bewaffnet, stolpert er unfreiwillig in komische Situationen und entlarvt den Weltlauf als das Tohuwabohu, das er ist.

Mit Hulot als kauzige Figur analysiert und kritisiert Jacques Tati scharfsinnig die moderne Konsumgesellschaft. Deren Ernst und Oberflächlichkeit werden verspielt überzeichnet und verfremdet – die filmischen Mittel verwandeln die Grossstadt und deren Elemente in eine Karikatur. Absätze klappern unüblich laut auf harten Büroböden, Glastüren schirmen ungewöhnlich effizient den Strassenlärm ab und Ledersessel schnaufen und stöhnen unnatürlich. Mit Playtime schuf Tati eine gewiefte Gesellschaftssatire und reihte sich in die Slapstick-Traditionen von Charlie Chaplin und Buster Keaton ein.

Nico Uebersax


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